Blockchain - was ist dran am Hype?

Blockchain-Hype

„Die Blockchain wird das Geschäftsleben neu erfinden“

Dies ist nur ein Beispiel für viele Blockchain-Artikel, die z.Z. rauskommen. Dabei ist, wenn ich das richtig sehe, die Erklärung der Blockchain oft etwas simplifiziert, so dass man ein paar Probleme, die mit ihr verbunden sind, nicht wirklich erkennen kann.

Ich hätte da noch folgende Fragen:

  1. Der Vergleich einer Blockchain mit einem Grundbuch ist, glaube ich, ganz gut. Ein Grundbuch ist öffentliches Register. Ein paar Sachen, die in Zukunft über Blockchain gemanaget werden sollen (Geld, Energie etc.) möchte man aber vielleicht nicht in der Form eines öffenltichen Registers managen. Wie funktioniert also der Datenschutz im Rahmen von Blockchains?
  2. Bitcoin als Technologie läuft in zweifacher Hinsicht in eine Sackgasse: Erstens ist die Währung so aufgebaut, dass Mining immer aufwändiger und damit teurer wird. Dabei ist das Mining der Vertrauensnachweis, der die Hauptinnovation dieser Technologie darstellt. Wie kann man diese Begrenzung in Zukunft umgehen, wenn wirklich alles über Blockchains abgerechnet wird?
  3. Zweitens ist bei Bitcoin die Anzahl der minebaren Coins endlich. Die Geldmenge zu begrenzen ist schon keine gute Idee, weil knappes Geld zu steigenden Zinsen führt. Was heißt das für die Nutzung von Blockchains z.B. für Vertragsabschlüsse?
  4. Damit verbunden ist die Befürchtung, dass irgendwann tatsächlich ein quasi-Monopolist entstehen könnte, der mehr als 50 Prozent der Coins mined und dann in der Lage wäre die Blockchain zu manipulieren. Das angeblich so dezentrale Internet hat schon mehrfach gezeigt, dass es über die mit ihm verbundenen Netzwerkeffekte zu Bildung sehr mächtiger Monopole beiträgt (Google bei Search, Fachbuch bei Social Networks, AirBnB bei Übernachtungen, Amazon bei Onlinehandel, Uber bei Taxifahrten). Wie verhindert man das entstehen eines solchen Mining-Monopolisten?

Diese Probleme lassen sich sicher lösen (oder vielleicht sind sie auch schon gelöst und ich lese einfach nicht die richtigen Artikel…), aber die Tatsache, dass Blockchain immer nur als riesen Chance angepriesen wird, ohne mal auf Details einzugehen, zeigt doch, dass sich die Technologie noch ziemllich am Anfang des Hypecycles befindet.

Blockchain ist nicht skalierbar

Franz Nees argumentiert in seiner Artikelserie Zukunft der Blockchain, dass die Blockchain nicht so skaliert werden kann, dass sie die 19 Milliarden Überweisungen und Kreditkartentransaktionen bewältigen kann, die allein in Deutschland jedes Jahr anfallen. Zum Vergleich: In Bitcoin wurden seit der Einführung 200 Millionen Transaktionen abgewickelt und die Datenbank ist heute schon 100 GB groß.

Er agumentiert, dass nicht Kreditkartenzahlungen, die high volumen - low margin sind, mit Blockchain abgewickelt werden sollten, sondern Geschäftsprozesse wie Akkreditive(das sind Instrumente zur Zahlungssicherung), die heute noch mehrere Schritte beinhalten und viel manuellen Aufwand erfordern. Solche Prozesse sind low volumen und high cost und können über Smart Contracts abgewickelt werden.

Kosten einer Bitcoin Transaktion

Das hier ist meine eigene Version des Arguments, warum die Bitcoin nicht skalierbar ist.

Prämisse: Ich muss die gesamte Bitcoin-Datenbank auf meinem Rechner haben. Die ist vom 1. März 2016 bis zum 1. März 2017 von 60 GB auf 105 GB gewachsen - also 84 Prozent p.a. Die Festplatte, auf der das gespeichert werden soll, soll drei Jahre halten und muss also 560 GB Platz für die Datenbank vorhalten. Eine 2-TB-Festplatte kostet 100 €, also 50 ct/GB. Damit kostet der Plattenplatz 28€. Wenn man von drei Transaktionen am Tag ausgeht, kommt man in drei Jahren auf ca. 3.300 Transaktionen. In drei Jahre werden also die 28 € auf 1.100 Transaktionen verteil, dass sind 0,85 ct pro Transaktion. Und es wird nur dann billiger, wenn der Preis für die Festplattenkapazität schneller sinkt als die Datenbank wächst.

0,85 ct sind nicht viel aber doch viel mehr als nichts. Bei Girokonto mit 5€/Monat Kontoführungsgebühr mit “kostenlosen” Überweisungen entsprechen bei drei Transaktionen am Tag auch nur 5,5 ct pro Transaktion. Das nur Größenordnung mehr - und kostenlose Girokonten gibt es ja auch…